Der Beruf des Barbiers geht zurück bis in die Antike. Zu dieser Zeit hat der Barbier nicht nur den Männern den Kopf verschönert, sondern er war
gleichzeitig auch Damenfrisör, Arzt, Chirurg für kleinere Operationen und Zahnarzt, um seine wirtschaftliche Unabhängigkeit und sein soziales Ansehen zu gewährleisten.
Im Mittelalter hatte das Handwerk einerseits seinen Höhepunkt erreicht, andererseits war es der Beginn einer turbulenten Zeit. Ende des 13. Jahrhunderts
waren Ärzte und Frisöre mehr und mehr im Kampf um ihre Tätigkeiten gefangen.
Bis zum 16. Jahrhundert war es dann den Barbieren untersagt, zu operieren und Medikamente zu verschreiben. Im frühen 19. Jahrhundert wurden die Barbiere
durch die Entwicklung und Professionalisierung der Ärzte erneut begrenzt in ihrer Berufsausübung.
Jetzt durften sie sich nur noch Haaren und Bärten widmen. Daher versuchten sie, sich weiter zu spezialisieren, Perückenkamen in Mode, der Zweig der
Perückenmacher entstand.
Mit der Erfindung des Rasierhobels gegen Ende des 19. Jahrhunderts, der durch Werbemaßnahmen den Markt eroberte, gingen viele Männer dann dazu über,
sich selbst zu Hause zu rasieren. Dadurch wurde die Rasur beim Barbier zur Ausnahme und dessen Existenz immer schwieriger.
Die Krise wurde noch verschlimmert, als, vor allem von Spaniern, Salons mit anderen Bedingungen und wettbewerbsfähigen Preisen eröffnet wurden.
Angesichts der problematischen Situation versuchten sich die Barbiere mit dem Verkauf von Tabak, Parfüm, Besteck, Wein, Schreibwaren, Lotionen, Seifen, Kämmen, Zahnbürsten und Zahnpasta über
Wasser zu halten.
In den späten sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts verschlechterte sich die Situation der traditionellen Barbiere erneut, durch den Beginn der
„Französisch- Cut-Kurse“. Dieser Kurs beinhaltete neue Techniken sowie den Einsatz von Bürste und Trockner. Viele Barbiere entschlossen sich deshalb, nur noch die Herren der Schöpfung zu
bedienen.
Schade, dass auch diese Tradition langsam zu verschwinden scheint. Die Atmosphäre in einemBarbiersalon hält keinem Vergleich stand.
Es lohnt sich, einmal bei einem reinzuschauen! Es gibt sie noch vereinzelt da und dort. Beispielsweise in Portimão, da ist der Barbierbestand in 40
Jahren von 43 auf 3 oder 4 geschrumpft. Einer davon ist João. Seit mehr als 40 Jahren betreut er täglich, außer sonntags, in seinem klitzekleinen „Salon“ seine Kunden. Meistens Herren in
seinem Alter.
Der Salon ist gleichzeitig ein Treffpunkt für Gleichgesinnte und es stört niemanden, wenn man einfachmal vorbeikommt um zu plaudern.
Auf die Frage, ob es ihm denn nichts ausmache, mit seinen weit über 60 Jahren tagtäglich viele Stunden in seinem Salon zu stehen, meinte er: “Ich bin
lieber hier, da hab ich was zu tun und kann mich unterhalten, anstatt auf der Parkbank zu sitzen und mir von den Spatzenmauf den Kopf scheißen zu lassen!“