Schon bei unseren ersten Besuchen hier im “Hinterland” der Algarve wiesen uns die portugiesischen Einwohner voller Stolz auf die Ruhe, die saubere Luft,
die intakte Natur hin.Inzwischen leben wir selbst hier, die Menschen, die wir damals trafen sind nun unsere Nachbarn und die Meinung
hat sich nicht geändert. Keiner von ihnen würde nach Lissabon oder an die Küste ziehen wollen, viel zu viel Lärm, Gestank und sonst noch was...
Aber wenn die Rally Portugal angesagt ist, dann ist das alles vergessen! Lärm? Was ist das? Gestank? Pah! Der Hauptverbindungsweg zur nächsten Ortschaft
und etlichen Höfen eine Nacht und einen Tag lang gesperrt? Na und?
Der gut einsehbare Streckenabschnitt bei uns besteht aus Start, einer ca. 300 m langen Geraden, einer spektakulären Linkskurve und danach eine leicht
ansteigende, kurvige Strecke. Zwei Rennen sind angesagt, am Vormittag und am späten Nachmittag.
Umgeben ist die Rennstrecke von mehreren Hügeln, von denen aus man unterschiedliche Perspektiven aufs Renngeschehen hat. Schon morgens bevölkern die
ersten Fans die Hügel, gut ausgestattet mit Decken und Picknickkörben. Fahnenschwingende spanische und italienischeFans kommen,
kurzhosige Touristen mit strahlend weißen Beinen, Familien mit Kindern und eine Familie mit fünf Hunden. Und natürlich so gut wie alle direkten Nachbarn aus ca. 1 km Umgebung.
Es wird lebhaft diskutiert, Neuigkeiten ausgetauscht, Witze gemacht und viel gelacht. Sogar einige ältere Frauen, bekleidet mit der typischen
Algarvetracht, lassen es sich nicht nehmen, dieRallyfahrer zu beobachten.
Die Starts sind ohrenbetäubend laut, bis zur Kurve haben die Wagen schon ca. 150 km drauf,dann
geht’s im Powerslide um die Kurve und mit Vollgas weiter. Ach so … ja: Die Strecke ist nicht asphaltiert, das ist eine Schotterpiste. In dem Moment, wenn die Autos um die Kurve fegen, sieht
man eigentlich nichts mehr außer meterhohen Staubfontänen – alle sind begeistert! Steine fliegen in hohem Bogen durch die Luft, und der eine oder andere Nachbar überlegtgrinsend, was er auf dieser Holperpiste noch aus seinem Pickup rausholen könnte.
Am Mittag sieht man entlang der Strecke kleine Rauchfahnen: Da sitzen die Menschen gemütlichzusammen und grillen. Die Nachbarn gehen zum almoço kurz nach Hause, aber am Nachmittag sind alle wieder da.
Besucherzentrum ist eindeutig ein Gelände neben der Kurve, da gibt’s nicht nur die höchstenStaubfontänen, sondern auch einen improvisierten Imbißstand. Renngeschehen macht durstig, für Einwohner und die “die hier wohnen” kostet die Dose Bier 2 Euro, für Touristen
4 Euro.
Jose berichtet, daß in einem der Wagen sogar zwei Frauen sitzen. “Und, sind sie schön?” wird er gefragt. Er glaubt schon, aber das konnte er nicht so
richtig sehen, denn die haben ja so viel an, bis oben hin zu und dann so eine Mütze und noch ein Helm drüber, antwortet er bedauernd.
Aufbrüllende Motoren, Benzindunst, Geschwindigkeit, Staubfontänen, Helicopter im Tiefflug – es ist ein Riesenevent. Alle haben Spaß daran, am Abend
gehen wir schwer beeindruckt nachHause. Und am nächsten Tag freut sich jeder wieder, wie ruhig es hier ist, wie sauberdie Luft, die tolle Natur …