Geschichten der Algarve


Geschichten und Informationen der Algarve, Portugal

Pilzvergiftung???

  • Eines Tages verschwindet Thomas im Gelände und kommt mit einem Berg von Pilzen zurück. Er putzt sie großzügig und bereitet ein leckeres Mittagessen daraus. Da er auch in Deutschland nicht nur als Pilzsucher, sondern auch als Pilzfinder unterwegs ist, kann man sich darauf verlassen, dass er seine Fundstücke zuordnen kann.
  • Die Pilze sehen irgendwie aus wie Maronenröhrlinge, vielleicht ein klein wenig anders. Uns interessiert natürlich der portugiesische Name, deshalb werden einige aufgehoben, um die Nachbarn zu fragen.
  • Maria kommt nachmittags im Haus vorbei, beladen mit Blumenkohl, Zwiebeln, Tomaten und Bohnen. Da fragen wir gleich mal nach dem Pilznamen. Sie ist völlig entsetzt und sagt, daß die “venenoso!” (giftig) seien.
  • Thomas versteht zunächst nicht und will ihr klar machen, daß wir die großen, alten nicht verwenden, nur die kleinen... Nein, sie bleibt dabei - alles venenoso. Wegen des Namens sollen wir uns an den alten Fernando wenden. Das trifft sich gut, bei ihm wollen wir heute ohnehin Ziegenkäse kaufen. Maria kann immer noch nicht so recht fassen, dass wir dieses Pilzessen überlebt haben...
  • Am späten Nachmittag gehen wir zu Fernando, beladen mit Weihnachtsgebäck.

Diesmal können wir einen Blick in die Scheune werfen:

  • zweifellos der wärmste Ort im ganzen Anwesen! Denn direkt auf dem Boden ist ein offenes Feuer und darüber, in ca. 3 m Höhe an den Scheunenbalken befestigt, hängen unzählige Würste zum Räuchern.
  • Richtig mollig ist es hier. Fernando wirft einen Blick auf die Pilze: Oweh, die sind giftig, sehr giftig sogar. Sicherheitshalber übersetzt er seine Worte noch mal vom Portugiesischen ins Französische, unterstreicht mit der typischen Halsabschneidergeste: “manger et depois cassé” - alles claro! Wir wollen den Namen wissen - Fehlanzeige, für ihn sind es einfach nur “cogumelos” (Pilze), Name uninteressant, Hauptmerkmal giftig.
  • Zum Glück gibt es die tollen Pilzwanderungen vom Martins Kulinarium. Daerfahren wir zwar auch nicht die portugiesischen Namen, wir finden aber noch viel mehr essbare Pilze, fotografieren sie und zeigen die Fotos dann zu aller Erstaunen in Marias Kneipe. Leider ließen sich die wenigsten von uns zum Pilzessen einladen …
  • Pilze sammeln hat hier keine große Tradition. Lediglich der „poqueirinho“ wird gesammelt und gerne gegessen. Ihn zu finden ist nicht so leicht, denn er wird als Knolle in der Erde, ähnlich wie Trüffel, ausgegraben.
  • Die Fundorte sind geheim, nur wenige sind eingeweiht. Man kann poqueirinhos teuer kaufen - oder bekommt sie als guter Freund geschenkt.

Text: Gabie Schwinn


Knubbelbrot aus dem Steinbackofen

  • Aus Liebe zur Tradition und der lieb gewonnenen Form des Knubbelbrotes aus dem Steinbackofen haben sich im Hinterland der Algarve Brotbäckerinnen und Brotbäcker miteinander verschworen.
  • Sie hegen und pflegen dieses kulinarische Erbe und trotzen den Grossbäckereien in denStädten. Der Steinbackofen im Hinterhof oder sogar direkt vor dem Haus zeigt täglich, was er noch drauf hat, und stellt so manchen modernen Backofen in den Schatten.
  • Vor langer Zeit entstand die typische Kugelform des Knubbelbrotes, wann genau, ist unbekannt. Wichtig aber ist vor allem, dass dieses Handwerk gepflegt und gefördert wird. Unterstützen Sie mit dem Kauf von regionalen Produkten die Erhaltung der traditionellen Handwerkskünste!

Text: Martin Busse


Rallye Fieber

  • Schon bei unseren ersten Besuchen hier im “Hinterland” der Algarve wiesen uns die portugiesischen Einwohner voller Stolz auf die Ruhe, die saubere Luft, die intakte Natur hin. Inzwischen leben wir selbst hier, die Menschen, die wir damals trafen sind nun unsere Nachbarn und die Meinung hat sich nicht geändert. Keiner von ihnen würde nach Lissabon oder an die Küste ziehen wollen, viel zu viel Lärm, Gestank und sonst noch was...
  • Aber wenn die Rally Portugal angesagt ist, dann ist das alles vergessen! Lärm? Was ist das? Gestank? Pah! Der Hauptverbindungsweg zur nächsten Ortschaft und etlichen Höfen eine Nacht und einen Tag lang gesperrt? Na und?
  • Der gut einsehbare Streckenabschnitt bei uns besteht aus Start, einer ca. 300 m langen Geraden, einer spektakulären Linkskurve und danach eine leicht ansteigende, kurvige Strecke. Zwei Rennen sind angesagt, am Vormittag und am späten Nachmittag.
  • Umgeben ist die Rennstrecke von mehreren Hügeln, von denen aus man unterschiedliche Perspektiven aufs Renngeschehen hat. Schon morgens bevölkern die ersten Fans die Hügel, gut ausgestattet mit Decken und Picknickkörben. Fahnenschwingende spanische und italienische Fans kommen, kurzhosige Touristen mit strahlend weißen Beinen, Familien mit Kindern und eine Familie mit fünf Hunden. Und natürlich so gut wie alle direkten Nachbarn aus ca. 1 km Umgebung.
  • Es wird lebhaft diskutiert, Neuigkeiten ausgetauscht, Witze gemacht und viel gelacht. Sogar einige ältere Frauen, bekleidet mit der typischen Algarvetracht, lassen es sich nicht nehmen, die Rallyfahrer zu beobachten.
  • Die Starts sind ohrenbetäubend laut, bis zur Kurve haben die Wagen schon ca. 150 km drauf, dann geht’s im Powerslide um die Kurve und mit Vollgas weiter. Ach so … ja: Die Strecke ist nicht asphaltiert, das ist eine Schotterpiste. In dem Moment, wenn die Autos um die Kurve fegen, sieht man eigentlich nichts mehr außer meterhohen Staubfontänen – alle sind begeistert! Steine fliegen in hohem Bogen durch die Luft, und der eine oder andere Nachbar überlegt grinsend, was er auf dieser Holperpiste noch aus seinem Pickup rausholen könnte.
  • Am Mittag sieht man entlang der Strecke kleine Rauchfahnen: Da sitzen die Menschen gemütlich zusammen und grillen. Die Nachbarn gehen zum almoço kurz nach Hause, aber am Nachmittag sind alle wieder da.
  • Besucherzentrum ist eindeutig ein Gelände neben der Kurve, da gibt’s nicht nur die höchsten Staubfontänen, sondern auch einen improvisierten Imbißstand. Renngeschehen macht durstig, für Einwohner und die “die hier wohnen” kostet die Dose Bier 2 Euro, für Touristen 4 Euro.
  • Jose berichtet, daß in einem der Wagen sogar zwei Frauen sitzen. “Und, sind sie schön?” wird er gefragt. Er glaubt schon, aber das konnte er nicht so richtig sehen, denn die haben ja so viel an, bis oben hin zu und dann so eine Mütze und noch ein Helm drüber, antwortet er bedauernd.
  • Aufbrüllende Motoren, Benzindunst, Geschwindigkeit, Staubfontänen, Helicopter im Tiefflug – es ist ein Riesenevent. Alle haben Spaß daran, am Abend gehen wir schwer beeindruckt nach Hause. Und am nächsten Tag freut sich jeder wieder, wie ruhig es hier ist, wie sauber die Luft, die tolle Natur …

Text: Gabie Schwinn


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